Busecker Geschichte(n)
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Christian von Braunschweig
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Der
Dreissigjährige Krieg, eine Ansammlung
zahlreicher Kriege auf deutschem Territorium
innerhalb der Jahre 1618 – 1648, hat sicherlich
Angst, Elend und Not bis in die letzte Hütte
gebracht. |
So zahlreich die Literatur über das
Kriegsgeschehen auch ist, so spärlich sind Angaben
was sich in unserem kleinen Gebiet des Busecker
Tales und Trohe zu dieser Zeit alles abspielte. Dies
bedeutet allerdings nicht, dass dieses
Kriegsgeschehen an uns vorüber ging – uns nicht
betraf. |
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Das
Theatrum Europaeum, ein von Matthäus Merian 1633
begründetes Geschichtswerk, berichtet in seinem
ersten Band über Aktivitäten des Herzogs
Christian von Braunschweig– dem tollen Christian
- im Busecker Tal.
Der
protestantische Herzog Christian, dem man eine
besondere Vorliebe für das Kriegshandwerk nachsagt,
stellte im Jahre 1621 ein riesiges Söldnerheer im
Auftrage des Kurfürsten-Pfalzgrafen Friedrich V. von
der Pfalz zusammen. Die Größenangaben dieses Heeres
schwanken zwischen 10.000 und fast 20.000 Söldnern.
Solch einem riesiges Heer konnte nur schwerlich der
Unterhalt garantiert werden. So zogen Herzog
Christian und sein Heer mehr oder minder plündernd
durch die Lande.
Ein erster Versuch von ihnen, zum
Main und weiter in die Rheinpfalz zu ziehen, führte
sie im Dezember 1621 ins Busecker Tal. Zwischen
Alten-Buseck und Großen-Buseck (wahrscheinlich nahe
der Wieseck wegen der Möglichkeit der
Wasserversorgung und somit in einem Dreieck mit Trohe)
haben sie sich zu einer
Wagenburg zusammengefunden und bei großer Kälte
im Feld gelegen.
Mohr (S.
6) zitiert aus einem
Protest des hessischen Landgrafen Ludwig V., worin
dieser Christian vorwirft "daß er seiner
unwissend ins Land gefallen, den Buseckertal
eingenommen und verwüstet, die Landsassen, Herren-
und Adeliches Standes, adeliche Beamte und
Untertanen teils niederschiessen und erhauen, teils
berauben, brennen und plündern lassen."
Herzog Christians Widersacher war
Johann-Jacob von Bronckhorst-Batenburg, bekannt als
Graf Anholt. Er führte die vereinigten spanischen,
bayrischen und darmstädtischen Truppen an und
marschierte gegen Herzog Christian von der
Bergstrasse her kommend gen Norden. |
Nun gehen die Berichte
auseinander. Während
Ritgen davon spricht, dass beide Heere zwischen
Alten-Buseck und Großen-Buseck aufeinandertrafen,
liest man im Theatrum Europaeum, dass Herzog
Christian am 20. Dezember 1621 in eben jener
Wagenburg im Busecker Tal davon hörte, dass Graf
Anhalt mit seinen Truppen ca. eine Stunde vom Lager
Herzog Christians entfernt sei. Woraufhin Herzog
Christian sich aufmachte ihn zu überfallen – sprich
ihm entgegenkam. Die „Scharmützel“
fanden dann bei einem Wald statt, den Graf Anhalt –
in Kenntnis von Herzog Christians Kommen – nutzte um
seine Truppen aus ihm heraus gezielt zum Einsatz zu
bringen. Wo der Wald nun lag wird nicht erwähnt.
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Im Bayrischen Allgemeinen Reichsarchiv
lagern Briefe und Berichte die Anholt an
Tilly schickte. Ihnen ist zu entnehmen, das
Anholt am 19. Dezember bereits die östlich von
Buseck gelegenen Ortschaften Lumda, Reinhardshein,
Beltershein, Göbelnrod, Saasen, Harbach, Queckborn
besetzt hatte.
Mohr (S. 7)
folgert zum Ablauf des Geschehens "Christian von
Braunschweig muß bereits am 15. Dezember, an welchem
Tage Anholts Reiterei bei Kloster Arnsburg in
Fühlung mit dem Gegner trat, nach Nordosten
zurückgewichen sein. Alten-Buseck wird noch an dem
selben Tage durch Anholt'sche Truppen besetzt
genannt".
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Die Truppen des Grafen Anhalt gewannen
die Kämpfe, die wohl nicht im Busecker Tal sondern
bei Kirtorf stattfand. Herzog Christian hat man
dabei sein Pferd
unter seinem Leibe erschossen, eine Szene die der
Maler
Carl Röchling in einem Aquarell darstellte und
bei Großen-Buseck ansiedelte. Christian floh gen Norden,
Richtung Amöneburg und Paderborn.
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Wenn auch der Kampf beider Armeen
nicht vor den Toren Busecks stattfand, so hat das
Busecker Tal und auch Trohe unter der Belagerung
durch Christian v. Braunschweig gelitten. Die
angegebene Anzahl Soldaten mitsamt dem dazugehörigen
Tross auch nur wenige Tage beherbergen zu müssen
muss das Land ausgeblutet haben.
Die Angst vor einer Schlacht herrschte auch in
Gießen. Das Giesser Intelligenzblatt überliefert
folgende Schilderung "1622. lief Giessen Gefahr,
belagert zu werden, da Herzog Christian von
Braunschweig einen Theil des Hessenlandes
durchstreifte und der Stadt sehr nahe kam. Die
Furcht davor war schon so groß, daß die Studenten
von Giessen weggehen wollten. Doch auf Zureden D.
Winckelmanns, des damaligen Magnifici, der sie
anfrischte und ermunterte, diesen Musensitz nicht zu
verlassen, blieben sie nicht nur hier, sondern
hatten sich auch freiwillig entschlossen, den Wall,
im Fall der Noth, mit vertheidigen zu helfen,
weswegen ihnen eine Fahne von grün und gelbem
Taffel, aufgerichtet wurde, worin mit güldenen
Buchstaben stunde: litteris et armis, ad utrumque
parati (für beydes, die Wissenschaften und die
Waffen) Aber die Braunschweigische Armee zog vorbey."
Es ist anzunehmen, dass sich auch
Teile der Bevölkerung des Busecker Tales und Trohe
hinter den Wall, die Stadtmauer, von Gießen
zurückzog um dort Schutz zu finden. Dies bedeutete
aber alles Hab und Gut und die Tiere zurückzulassen
und der durchziehenden Armee zu überlassen. |
Die Bevölkerung war gewarnt gewesen.
Christian von Braunschweig verbreitete seinen
Schrecken schon vorab - durch Flugblätter auf denen
er ankündigte welche Städte und Orte er aufsuchen
und erobern wollte. |
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Auf dem Beispiel oben ist
Großen-Buseck zu finden. Als Groß Busecken
wird es ganz rechts, fünfte Reihe von oben
abgebildet (neben eine Ausschnittsvergrößerung). Die
Belagerung durch den "tollen Christian" war nicht
die einzige Berührung unseres Gebietes mit dem
30-jährigen Krieg. Er und andere fanden auch vor
unserer "Haustüre" statt. |
Ob Christian von
Braunschweig ein weiteres Mal durchs Busecker Tal
kam ist nicht überliefert. Auf "Busecker" traf er
aber anderenorts.
Hans
Philipp v. Buseck gen. Münch kämpfte unter Tilly
bei der Schlacht bei Höchst gegen Christian von
Braunschweig. Christian verlor die Schlacht. |
Literatur:
Chronik der Stadt Giessen, aus dem
dreißigjährigen Krieg (Aus einem alten Manuscript);
in: Giesser Intelligenzblatt von 1795, S. 118
Rudolf Wilhelm Georg Mohr:
Kriegsgeschichtliche Wanderung durch Gießen und
Umgebung, Gießen 1905 - Nachdruck Buseck 1995,
Seitenangabe fogt dem Nachdruck
Josef Maria Hugo von Ritgen:
Geschichte der großherzoglich hessischen Stadt
Staufenberg und ihrer beiden Burgen. Gießen:
Wenzel 1883, Seite 58
Theatrum Europaeum, Band I,
3. Auflage 1662, Seite 554-555
Bildnachweis:
Herzog Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel,
Gemälde von Paulus Moreelse, 1619. Übernommen aus
Wikipedia.
Phaland, Viktor: Das Grossherzoglich Hessische
Leibgarderegiment in Aquarellen von C arl Roechling
und R ichard Knoetel, Darmstadt 1898 Tf. 1 |
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zuletzt bearbeitet am:
11.01.2014
© Elke Noppes M. A.
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